Naseweisheiten

Sonntag, 27. Dezember 2009

Zwei Brüder

Idealismus
Die leicht nachahmbare Eleganz der Marionette, die auch noch selber an ihren Strippen zupft.

Realismus
Die nicht zur Nachahmung reizende Groteske einer Marionette, die den Puppenspieler im Griff hat.

Samstag, 26. Dezember 2009

Natur des Menschen

Als die marodierenden Seevölker (so um 1000 v. Chr. herum) sich mit den bereits ansässigen Stammeskriegern blutige Schlachten lieferten, priesen ihre Heldenlieder den Gott der Krieger als die wahre Natur des Menschen.

Als die Diktatur der Sklavenhalter immer mal wieder den Aufständischen blutige Kopfe verschaffte, säuselten ihre Priester von der Natur des Sklaven als einer gottgegebenen menschennatürlichen Selbstverständlichkeit.

Spätere Intellektuelle entdeckten die Menschennatur in der Demut des Dienstes, zu dem man unschwer auch jede beliebige Form der Herrschaft im Namen des Höchsten machen kann.

Selbstverständlich nährt auch der Kapitalismus die ihm entsprechende Menschennatur aus den Händen eines im Offensichtlichen verborgenen Gottes (Goethes Auffassung vom Geld).

Nichts ist dem Menschen so natürlich wie das Analogie-Denken der Religion, wenn man ihren Verfechtern zuhört.

Transgression

- Verletzung einer Norm,
- Verstoß gegen ein Gesetz,
- Überschreitung oder Übertretung einer existierenden oder eingebildeten Grenze,
- Sünde.
Gesellschaftlich anerkannt ist nur die Unterschreitung.
Rede also klein, klein.
Dann wird man deiner Größe Dank wissen.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Internetüberwachung

Ich bin vor allem deswegen gegen meine Überwachung, weil ich die berufsbedingte, aber durchaus professionelle Dummheit der Zensoren fürchte.
Die dürfen nur digital denken. Analog zu denken erscheint ihnen in seiner Subversivität zu allgemein, also schlecht fassbar. Und sie müssen nun mal zum Zufassen fassbare Ergebnisse vorlegen.

Wenn ich zum Beispiel poste, dass ich heute mal mit den Hühnern schlafen gehe, legen mir die wachsamen Schergen des Innenministers das todsicher als Sodomie aus.

Appellinstanzenweg

Bloß gut, dass Arm und Reich, Oben und Unten demokratisch einander denunzieren dürfen.
Dieses ihnen konzedierte Meinendürfen hält sie beide bei der Stange, die ihnen vom Adressaten ihrer Beschwerden hingehalten, also gewährt wird.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Lebensentwürfe

Die großen Biographen im vornehmsten Sinne sind doch die Geschichte schreibenden Politiker, schreiben sie mit ihren Taten doch ganze Sagas des Alltagsheroismus der Massen, gleich millionenfach in deren Leiber, und verlangen noch nicht einmal Tantiemen dafür.

Dienstag, 22. Dezember 2009

Zivilisation

Die Wilden fressen einander, und die Zahmen betrügen einander, und das nennt man den Lauf der Welt.“ (Ein lesbarer Schriftsteller namens Schopenhauer)
Diese Fortschrittsgeschichte der Zivilisation übergeht ein wichtiges Detail, das hier nachgetragen sei: “Kannibalen fressen einander, wir beschränken uns aufs Schlachten.“

(Wenn´s sonst keiner war, der diese Wahrheit verbrochen hat, dann im Zweifelsfalle ich, der sich da aus dem Gedächtnis zitiert. Andernfalls Dank an den, bei dem ich mir was rausgenommen habe.)

Montag, 21. Dezember 2009

Totschlagargument: „Zu Simpel.“

Drückeberger sind Hasen, die sich ganz tief in die Furche drücken, wenn es rundum schießt.
Ihr Lieblingssatz: “Das ist alles nicht so einfach.“
Richtig. Gleich daneben sorgt mindestens eine weitere Furche für mindestens Zwiefältigkeit.

Das alles ist ihnen so kompliziert und komplex, dass es auf immer unverständlich bleiben muss, warum andere schon immer vorher wissen, wer auch DAVON profitieren wird.
Muss wohl ein Vorurteil sein.

Gedanke

Für die Richtigkeit eines Gedankens bürgt, dass er - kaum ausgesprochen - heutzutage für einen Revolutionsaufruf genommen wird.
Seine schiere Differenz zur Reproduktion der Fassade ist schon Anlass zum Abrücken. Er hilft und taugt nun mal nicht beim Täuschungsgeschäft.
Und so vergehen die Leben statt dessen im Drandenken.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Ganzheitlich

Der ganzheitliche Denker gibt uns zu verstehen, dass, was auch immer einer sage, das nur eine Teilwahrheit sei.
Der mit solchem salomonischen Bescheid über die Nichtigkeit jeder Aussage, ganz gleich in welcher Form, Abgespeiste, wird gut daran tun, nicht nach der ganzen Wahrheit zu fragen, die ja wohl das Maß für das ungünstige Urteil abgibt, denn die ist – wie gehabt - leider nicht zu haben.
Ganzheitsdenker sind also im ersten Schritt sehr anspruchsvoll, verwerfen aber im zweiten flugs den eigenen Maßstab aus Bescheidenheit.
Das ergibt als Gesamtbild ein sehr gesittetes Denken, dessen Methodologie es schafft, höchste Ansprüche mit extremer Bescheidenheit unter einen Hut zu bekommen.
Es handelt sich dabei um die Kunst, über nichts zu sprechen, aber darin immer recht zu behalten, und seht nur! wie amüsierend der Mann sich in Verschwiegenheit übt!

So werden der vornehm zurückhaltende Ganzheitsdenker und der geschwätzige Teilwahrheitskrämer sich immer fremd bleiben und sich nur im Amüsement übereinander aneinander erfreuen können.

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