- 60er Jahre. Schahbesuch. Die Studenten hätten gern mit etwas Rabatz auf was aufmerksam gemacht. Die Prügelperser mit ihren Latten waren ganz anderer Ansicht. Sternstunde der Demokratie.
- Unpolitische Aufstiegsorientiertheit der Kleinbürgerei, die aus dem Dreck rauswill. Ein Sohn, dem daran etwas auffällt. Ein Vater, der über den gestörten Schahauftritt sagt:
- „Er ist doch unser Gast. Würden wir in unserem Hause einen Gast so behandeln?“
- „Ich einen machthabenden Politiker schon.“
- PATSCH!!
- Von dieser Ohrfeige für den Beweis meines gut entwickelten Unterscheidungsvermögens habe ich heute noch das lädierte Trommelfell.
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- Die moralische Enge der Familie lehrt Taktik, Intrige, Technik der Anbequemung, und Augenmaß für Verhältnismäßigkeiten, weil das gut ist fürs Miteinander-Durchkommen.
- Die davon zu trennenden, strategischen Erwägungen und die Erpressung mit der puren Gewalt, die aus dem so genannten Bruttosozialprodukt kommt, brauchen ihrerseits nur das Kalkül mit dem Gewaltpotential der Staaten.
- Seither meine Taubheit auf dem - den Schalmeien der Ethik zugewandten – Ohr in Staatsgewaltfragen.
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Und wenn mein Sohn sich an meinem Tisch wie der Staat aufführte, dem er dient, - ich würde ihm die Tür weisen.
Deswegen empfehlen unsere Pädagogen, Priester, Propagandisten und Prostituierten, das mit dem Negativen besser sein zu lassen.
Dieser Tage ekelt uns ein Dauersympath aus den Medien nach genau diesem Muster an:
“Könnt ihr nicht einfach mal aufhören mich zu verunsichern und anfangen mich zu versichern?”
"Aber sicher doch. Ich versichere hiermit, dass du ein komplettes Arschloch bist.
Und nimm gefälligst den Kopfhörer ab, wenn ich mit dir rede."
Ein noch so strapazierter Verfassungspatriotismus hält lässig jede Belastungsprobe aus.
Man braucht solch schöne Gefühlregung also gar nicht zur Verpflichtung zu machen.
Außer natürlich für die, die sich - mit ihren unverständlichen Argumenten - an diese starke Empfehlung nicht zu halten gedenken.
Be the crack!
There is a crack in everything.
That is how the light gets in.(Leonard Cohen)
Auf Berghütten der Allgäuer Alpen bleibt die unvermeidliche Frage des unvermeidlichen Schwaben nicht aus: „Was schaffsch?“
Die unter die Arbeit Gebeugten sortieren also die Welt in gegenseitig sich sinnvoll ergänzende Welterzeuger.
Und was soll der Intellektuelle im Lehrberuf da sagen?
„Ich helfe Deutschlehrer backen,“ behalf ich mich, um verständlich zu bleiben.
Das ist aber für beide Parteien nicht sehr hilfreich.
Wenn man so aneinander hinredet, sieht sich die konstruktive Arbeitsethik in ihrer Sichtweise bestätigt, braucht also ihr Territorium nicht zu verlassen, auf dem sie sich wie kein Zweiter auskennt.
Und der Intellektuelle hat eine weitere Chance verspielt, das Miteinandereden wenigstens zu versuchen. So „kribbelt und wibbelt das eben weiter“.
Aber recht ist mir das nicht.
GLÜCKSRITTER
Die dafür zuständigen Reichtumsproduzenten mischen die Karten, immer wieder neu, und die Mitmacher machen mit, weil sie daran glauben, es hänge von ihnen ab, mit welchem Erfolg sie denn nun spielen.
Und warten ungemein listig und pfiffig auf die nächste Hand mit Trümpfen. Sie werden es denen schon zeigen.
Meine Oma sagte immer: “Wenn´s gemischt wird, gehste am besten.“
In einer Gesellschaft, in der vom jederzeitigen Erweis der besseren geistigen Tüchtigkeit aller Zugang zu Lebenschancen abhängt, ist der Einwurf beim Theoretisieren:“ Das ist ein Fehler.“ immer in Gefahr als Kritik an einer intellektuellen Unzulänglichkeit missverstanden zu werden.
Der vom Warnruf Beleidigte gibt freilich zu erkennen, dass ihm am theoretischen Erfassen nichts, alles aber an seiner Anerkennung als einem, der richtig liegt, gelegen ist.
Denn nur wer richtig liegt, wird auch gut gebettet.
„Alles kann man nicht haben.“
Es ist eine ganz verkehrte Idee, etwas für die Kinder aufsparen zu wollen, weil diese Opfer solcher Lebenspraxis ein arg verkürztes Jetzt zu leben verpasst kriegen.
„Wir verreisen das Erbe unserer Kinder, “ liest man gelegentlich an Wohnmobilem.
Gut für die Erben, sofern die mit an Bord sind.
Noch besser wäre allerdings ein „Wir wollen Alles“
Montag, 20. September
Als der Teufel an den Tamar, den Grenzfluss zwischen England und Cornwall kam, blieb ihm nicht verborgen, dass da drüben unterschiedslos alles Mögliche zur Verarbeitung in Pasties und Pies herangenommen wird. Aus der nicht ganz unbegründeten Furcht heraus, man werde da auch vor dem Teufel nicht halt machen, kehrte er stracks auf seinem Pferdefuß um.
Und so kommt es, dass der Teufel nie nach Cornwall kam.
Ganz so, wie die Folklore das haben will, wird es wohl nicht gewesen sein, denn
neben Bergbau, Fischfang und Landwirtschaft war die Riffpiraterie ein berüchtigter Erwerbszweig der Küstenbewohner. Die Schiffe wurden durch falsch positionierte Leuchtfeuer irregeführt, strandeten an der rauhen Küste und die Wracks wurden fleißig geplündert. Das Sündenregister der kornischen Überlebenstechniken reichte vom Auflesen von willkürlich herbeigeführtem Strandgut bis hin zur unterlassenen Hilfeleistung in Seenot.
Nach den Römern, den Normannen, den mordbrennenden spanischen Piraten, den ganz gewöhnlichen Ausbeutern von Grubenarbeitern in den Zinnminen und den bombardierenden Deutschen fielen auch noch wir ein.
Inzwischen haben die Cornishmen aber dazugelernt und versuchten uns ihrerseits zu rupfen. Bei dem Touristenmagnet aus lauter großen Steinen (Stonehenge), die vor ca. 4500 Jahren von den damaligen Erwerbspflichtigen über 350 km herangekarrt wurden, verzichteten wir dankend.
Nach der heutigen Gesinnungslage war das übrigens damals keinesfalls so, dass die herrschende Elite die Mittel hatte, diese gewaltige infrastrukturelle-, logistische- und Arbeitsleistung gegen eine eventuelle Uninteressiertheit der dazu nötigen Leute durchzudrücken, sondern: der heute herumgeisternden Theorie über Herrschaft zufolge hatte sich seinerzeit ein Haufen Kelten hingestellt und gesagt: „Wir sind das Volk.“
Dies getan, beschloss es eine Anzahl großer Steine, die im Geviert aufzustellen wäre. Eine andere Interessengruppe wollte aber ein Oval hingestellt sehen. Man setzte sich friedlich unter kundiger Anleitung seiner Elite zusammen, diskutierte ein bisschen, und herauskam der bekannte Steinkreis.
Wir nisteten uns in einem Adlernest über Newlyn ein, mit Blick über die Bucht hinüber nach St. Michels Mount.
Dienstag, 21. September:
Lamorna Cove - Merry Maidens.
Wenn ich mich recht erinnere, war das der Küstenpfad, wo dem Christian und seinem gewaltigen Schritt sich ein Baum in Schädelhöhe querlegte. Als ich endlich begriff, was soeben geschehen sein musste, fand ich mich mit der linken Körperhälfte in genau dem Schlammloch liegend wieder, das ich soeben stürmisch zu queren trachtete. „Shit happens“ sagte die Schirmmütze und legte sich gleich mit dazu.
Die „Merry Maidens“ sind ein keltischer Steinkreis, der - einer ätiologischen Fabel zufolge – jene mit Recht zu Stein erstarrten Mädchen sind, die es gewagt hatten, am hochheiligen Sonntag zu tanzen.
Dazu wäre vielleicht doch anzumerken: die Vernunft hasst ihren Gegner, ist aber vernünftig genug, um bei ihm nachzufragen, wann sie denn sonst - bei der damaligen Arbeitszeitregelung -(Lebenszeit gleich Arbeitszeit) hätten tanzen sollen?
Mittwoch, 22. September:
Runde über Land´s End von Sennen Cove aus.
In Land´ s End stellen die einen von den Engländern beleidigt fest, dass ihr schönes England ganz plötzlich aufhört.
Die anderen, und das sind eben die wichtigen, auf die es ankommt, haben diesen westlichsten Punkt als Geldscheffelmaschine ausgebaut. Man kann dem dort in aller Öffentlichkeit agierenden Finanzkonsortium zuliebe ihre Mischung aus Disney- und Phantasialand versilbern helfen.
Spektakuläre Szenerie gleichwohl, wenn man dem Betrieb den Hintern zukehrt. Kehre dein Gesicht der Sonne zu, und die Schatten fallen hinter dich.
Danach Transfer nach Porthcurno und über das Freilufttheater „Minack“ den Küstenweg bis Porthgwarra.
Querbeet durchs Hinterland der Küste – vorsichtig an den Pfützen und Sumpfstellen vorbeinavigierend - zurück.
Donnerstag, 23. September:
Von Zennor nach St. Ives.
Abenteuerliche Wegführung wie bei allen diesen Küstenpfaden. Dieser „nice rainy day” hatte uns gründlich mit seiner Devise vertraut gemacht: “Wenn die Hose wieder trocken ist, kommt der nächste Schauer.“
Der Barbara Hepworth gewidmete Garten mit einigen ihrer Statuen in St. Ives: die Grundidee der Skulptorin scheint die Geborgenheit zu sein. Eine umfassende Kugeligkeit, die etwas ausgeglichen Spannungsgeladenes umfasst. Geradezu ein Gegenentwurf zu ihrem Zeitgenossen Henry Moor, wo die Figuren zumeist gemächlich in den Raum hinausfließen.
Freitag, 24. September:
Mên-an-Tol und Lanyan Quoit über Chun Qoit, Carn Downs, Nine Maidens, Ding-Dong Mine.
Der Chûn Quoit ist ein etwa 5500 Jahre alter Megalith/Dolmen aus der Jungsteinzeit und der am besten erhaltene Quoit in der Grafschaft Cornwall. Chûn leitet sich aus dem kornischen Chy-an-Woone ab, was Haus über den Niederungen bedeutet.
Der „Stein mit Loch“ und die anderen Überbleibsel der Kelten an einem Tag, der vitalisierend und stürmisch war wie der Roman Wuthering Hights von der Emily Brontë. Man glaubt, dort hinten Heathcliff über die Heide galoppieren zu sehen.
In einem Gedicht von Anne Treneer von 1948 ist die Stimmung dieses heidnischen Ambientes auf der gelb-pinken Ginster-Erika- Heide trefflich eingefangen:
“Oh mist sprites and bodies cold
Of greying stones, what have you told
The wailing winds, that still they cry
Your sorrows to the passer-by?”
“We who have lived and danced in the sun
Into the dark went one by one
As you shall when your day is done.”
Samstag, 25 September:
Die Zinnminen von St. Just
Erstes highlight: der Carn Kenidjack in der Heide.
Der Inbegriff der Schönheit ist die Stille.
Sie birgt sich im beredten Stein.
An der Küste ragen dann später dann und wann aus der Steilküstenlandschaft ausgemergelte Finger an Maschinenhäusern empor: die Schornsteine stillgelegter, weil unrentabler, alter Zinn- und Kupferminen. Das hieß seinerzeit nicht nur qualmende Schlote und stampfende Dampfmaschinen, sondern Schufterei, Krankheit, Tod.
„Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Kumpels betrug 47 Jahre – falls er die allzu häufigen Unfälle überlebte; und wenn er schließlich aus der Mine kam, um seine Tage in einem überfüllten Häuschen zu beenden, schwarzen Staub spuckend, abwechselnd Kartoffeln und Haferschleim auf dem Teller, dann war da niemand, der sich seiner angenommen hätte.“ Aus Daphne du Mauriers „Vanishing Cornwall.“
Vielleicht nicht so ganz uninteressant: die Armenspeise der Cornish Pasty, eine halbmondförmige Teigtasche (z. Bsp. mit Rindfleisch, Kartoffelstückchen, Zwiebeln und Rüben) hat ihre typische Form mit der krustigen Teigumrandung von dem fatalen gleichzeitigen Auftreten von Zinn und Arsen. Der Kumpel, der sich unter Tage nicht vor jeder Mahlzeit die Hände waschen konnte, vermied durch Wegwerfen des schmutzig gewordenen Teigrands seine Vergiftung.
Also keine falsche Romantisierung dieser zerstörten Landschaft, deren Vergiftung jetzt langsam von der Natur gnädig überwuchert wird. Übrigens ist das Gebiet Weltkulturerbe, woran man sehen kann, was als tradierenswerte Kultur den daran interessierten Machern gilt: Ausbeutung ist ein Wert an sich, also forever.
Wozu ich mal wieder eine meiner penetranten Hochnäsigkeiten abliefern will:
Kultur ist ein "FÜR ALLE". Die sonstigen Beziehungen unter den Leuten kommen samt und sonders über den Ausschluss zusammen.
Also folgen wir ruhig mal dem Kulturmuster: AUSBEUTUNG FÜR ALLE.
Ach, das geht nicht?
In dem Fall ist der Universalismus der Unesco-Kultur aber genau dort, wo die Sonne nie hinscheint.
Sonntag, 26. September: St. Michaels´s Way
Die Deutschen mögen ja das Wandern entdeckt haben, aber perfektioniert haben das die Engländer mit ihren Public Paths quer durch Mais- und Rübenfelder, über umgebrochene Felder und beherzt über Wiesen und Weiden, wenn es denn das Ziel, die anregend-aufregende Erschließung einer Landschaft, erfordert.
Alles an den intimen Schönheiten englischer Wanderungen an einem Tag: Sandbuchten, Marschlandschaft, überwachsene Pfade, von Hecken gesäumte Wiesen und die auf den Trockenmauern wachsenden Brombeeren. Wenn denn der Wind die Eier des Fuchsbandwurms ausgerechnet auf die von uns gepflückten Brombeeren getragen haben sollte, dann war halt der Fuchsbandwurm unser Schicksal.
Abends gaben Christian und eine muntere Schar noch jungfräulicher Rinder ein Schauspiel.
So abgeklärt alte Kühe sind, die gemütlich in ihren Gerippen hängen und philosophisch zum so und so vielten Male den selben Mist durchkauen, so erwartungsfroh und zum Spielen geneigt ist die kühische Jugend.
In breiter Front jagt so eine Stampede hinter mir her, und weil ich geschwindigkeitsmäßig doch keine echte Chance habe, wende ich mich, den Gegner konfrontierend, um zum letzten Gefechte. Das überrascht nun aber die schelmischen Jungfrauen doch, und sie drehen abrupt seitlich ab.
Aber der Leser hätte Christians wehende Anorackschöße mal sehen sollen, als ein Jungbulle an dieser Sorte Kurzweil Gefallen fand!
Und wie ich fliehender Christian ins leise Schleichen geriet, als ich des mächtig in seinem Fleische ruhenden Leitbullen ansichtig wurde. Geradezu lehrbuchmäßig, wie ich diese beängstigend viel Masse Muskeln in derzeitiger Noch-Ruhestellung weiträumig umging!
Montag, 27. September: Der Coastal path von Port Isaac nach Tintagel
Absolutes Highlight.
Daß dieser South West Coast Path auf die Patrouillenwege der Küstenwache zurückgeht, die den Schmugglern Ungelegenheiten bereiten sollten, leuchtet einem bei den zahlreichen Coves und ihren Höhlen (Zwischenlagerung der Waren) sofort ein.
Notorisch kurz gehalten von der Natur und der englischen Regierung, besserte man als rühriger Cornishman das geringe Einkommen auf, indem man Branntwein, Tabak und Tee am Fiskus vorbeischmuggelte. Wie verankert der Handel mit heißer Ware im Alltag war, kann man sich noch heute im TURKS HEAD zu Pensance an dem unterirdischen Geheimgang klar machen, der vom Hafen zur Falltür der Kneipe führt.
Übrigens hat Tintagel, die angebliche König-Artus-Burg, mit König Artus ungefähr so viel gemein, wie die Vermarktung des Mythos von der guten Gewalt und dem ihr assistierenden Geist (Merlin) mit den eher uneleganten Gemeinheiten der Feudalherrschaft, wo nicht nur die gern besungenen Frauen unter den Tisch geprügelt wurden.
Dienstag, 28.September: Lizard Point> Kynance Cove und Church Cove
„Wer den Klippen des Lizard zu nahe kommt, ist auch heute noch verloren. Wie damals, 1619, als ein gewisser Sir John Killigrew den ersten Leuchtturm auf Lizard Point errichten ließ – gegen den heftigen Widerstand der einheimischen Bevölkerung, die um ihre regelmäßigen Einnahmen aus der Plünderung von Schiffswracks fürchtete. Auch des Sirs Ambitionen seien nicht der reinen Menschenliebe entsprungen, sagt man, vielmehr sollten die Schiffe nicht schon am Lizard, sondern erst später, bei Falmouth zerschellen, wo Killigrew die „wrecking rights“ besaß.“
Wolfgang Freitag, „Die Presse“, „Spectrum“, 4. Februar 1995
Ansonsten kann man da am Lizard Point den grünen Serpentinstein in Form von Aschenbechern, Kerzenständern und anderem Inventar erwerben (Magnesium Eisen Silicat Hydroxid?), seit Königin Victoria ihre Liebe zu Stehrümchen aus jenem grünen Stein entdeckte.
Mittwoch, 29. September:
Kür
Nach dem verregneten gestrigen Tag die reine Lust an allem in der plein air: Trengwainton Garden, Mousehole.
Für mich nur bedingt Gruppentauglichen ein Tag ohne Wermutstropfen.
Alles in allem:
Diese spektakulären Steilküstenszenerien und das dort übliche knackige Auf und Ab haben mich davon überzeugt, dass ich im kommenden Jahr den Pembrokeshire - Küstenweg in Wales machen muss.
Was man an dem "Bürgerkrieg" in Stuttgart sieht.
Aus den Lehrstücken in Demokratie (Brokdorf, Gorleben, Wackersdorf und Startbahn West...) hat der Wähler eben nicht nachhaltig genug gelernt, dass die legitime Gewalt der Demokratie nicht erst bei blutigen Köpfen und versehrten Augen beginnt.
Man kann auch lernen, daß der Irrtum darüber, wer hier wem warum was zu sagen hat, sich nicht auf Studenten und andere linksabweichlerische Tagediebe beschränkt. Er ist inzwischen im Mittelstand angelangt.
Aber der brave Mann wusste ja schon immer:
´S ist leider Recht,
... und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein.
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
(Friedrich Schiller)
Wieso ist eigentlich noch keinem aufgefallen,
dass das Fußballspiel gar kein Spiel ist, sondern nur so heißt, weil es nicht Arbeit ist?
Viel eher ist es doch eine sozio - kulturelle Metapher des Hauens und Stechens beim Konkurrieren unterm Leistungsvergleich.
Diese Sorte Spiel braucht genau deswegen Regeln.
Nur gut, dass der sich selbst verwirklichende Private (lat.:der Beraubte!) das gar nicht bemerkt.
Man nehme ihm alles, seine Privatsphäre kann man ihm definitionsgemäß gar nicht rauben, so sehr er auch durch rechtliche Einschränkungen bereits beraubt sein mag, denn „die Gädaaanken siiihiind fraaai“.
Das muss man unbedingt ins Grundgesetz aufnehmen, sonst bestünde die Gefahr, dass ohne diese ermunternde Förderung gar keiner nix mehr sich denken würde.
„Man soll nicht verallgemeinern„
Was die nur immer mit ihrem Universum haben? Und den unendlichen Räumen des Alls? Und was dergleichen Anlässe mehr sind, über der Betrachtung des Kosmos die schöne Emotion des Erhabenen zu pflegen?
Das ist doch auch bloß Natur!
Außerdem haben wir nur noch 4,5 Milliarden Jahre Zeit, durch Verharren in ehrfürchtigen Kotaus vor dem Erhabenen dies Alles zu ruinieren.
Gut, ich brauche mich wirklich nicht so begriffsstutzig zu stellen:
Das Universum hat eben haargenau so viele Liebhaber vorzuzeigen wie Unlieb – Haber des Universalisierbaren. Die reihen alles durchaus Universalisierbare unter die verdächtigen Keime ein und wissen zu allem anderen auch noch:
“Man soll nicht verallgemeinern.“
Richtig. Schon gar nicht die unbillige Forderung nach einem kommunen (kat´ holoi) Zugang zur Welt.
So sprechen von den Greisen die dümmsten unter den Menschenfreunden und verkaufen den für andere segensreichen Ignoranten mit großem Erfolg dieses Mantra der geistigen Genügsamkeit.
Und man kann ja nun wirklich nicht leugnen:
Wenn die Folgen solcher letztgültigen Orientiertheit schließlich ihre Adepten ereilen, werden die tatsächlich ganz viel von der Weisheit der Ignoranz nötig haben.
Ich lasse mich ungern dabei erwischen, den Leuten als Armutsprediger ihre grotesken Vorstellungen von Lebensstandard auszureden.
Andererseits ist aber einfach nicht zu leugnen, dass das hektische Anhäufen von nicht universalisierbarem Luxusmüll ein ernstes Hindernis in Richtung Lebensqualität für alle darstellt.
So lange ich eh nicht gefragt werde, und nur als Endverbraucher zu Buche schlage, ziehe ich aber meine Beine dem im Gebirge sowieso unbrauchbaren Lamborghini vor.
An dieser Entgegensetzung von Lebensstandard und Lebensqualität ist was Schiefes und Missverständliches dran.
Ich geißele nicht den Materialismus der Leute wie sie so rumlaufen, sondern dessen Kurzatmigkeit. So ein abgeklärter Materialismus schaut sich in der BILD an, was alles er sich nicht leisten kann.
Dagegen würde ich gerne mit den Stuttgartern demonstrieren gehen, wenn auf ihren Bannern stünde:
LAMBORGHINI UND BERGE FÜR ALLE!
Wenn es denn das ist, was sie wollen.
Er steht, was eben nicht jeder weiß, und deswegen muss man das halt aufschreiben, für imperiale Macht und ihre Kinder, den Regen und die Fruchtbarkeit.
Also das Ganze jetzt noch mal, damit das auch jeder mitbekommt:
„Dein Staat ist dein Reichtum. Meine Macht – dein Glück“, spricht der Staat.
Die Ungeklärtheit dieses behaupteten Zusammenhangs sichert ihr und ihm das vieltausendjährige Überleben.
In den Köpfen.
Selbstbewußtsein
A: „Woher diese Idioten nur ihr Selbstbewusstsein herhaben!?“
B: „Da machst du aber einen schweren Fehler. Das Selbstbewusstsein in irgendeinem Zusammenhang mit objektivierbarer Leistung zu denken, geht an ihrem Wesen vorbei. Das beliebig interpretierbare Selbst sucht - und findet - sich unschwer ein schmeichelhaftes Bewusstsein seiner selbst. Unabhängig von jedem Gegenstand, der ihm gegen stünde.“
A: „Das würde ja erklären, warum das Regieren so leicht ist. Jedes aufgeherrschte Resultat gibt reichlich Material ab für den alltäglichen Heroismus der kleinen Leute und ihre Erzählungen über sich als Helden im Bewährungsraum.“
B: „Du lernst zu schnell. Man muss ihnen trotzdem immer wieder sagen: Wirf doch endlich den Idioten in dir weg.“
Ich Salonmarxist
mache da jetzt mal wieder eine meiner fiesen Unterscheidungen:
Es ist das Denken eines Gegenstands etwas anderes, als sich etwas dazu zu denken.
Ersteres nimmt die Realität in ihren Bestimmungen ernst, weil es weiß, dass alle Realität ein Gedachtes ist. Wenn nicht, müssten wir ab sofort endgültig verstummen.
Man kann freilich schon dabei sich gewaltig vertun und was Falsches denken.
Und da ist es mir egal, wenn meinem Denken eine ganz anders geartete Realität höhnisch als mir zu empfehlender Orientierungspunkt entgegengesetzt wird.
Die sich gerne was darauf zugute tun, Historisches zu denken, um mich der a- historischen Überheblichkeit zu zeihen, sollten erst mal ihrerseits nachweisen, dass sie ihre moralische Interpretation der Weltgeschichte seit Lenin nicht für das von ihnen angesagte Sich – Was - Denken halten, bevor sie den Zusammenhang theoretischer Aussagen als naiv zausen.
Woher ich z. B. weiß, dass die DDR keineswegs auf dem Übergang zum Kommunismus war?
90er Jahre, Rumänien. Ein Ex-DDRler erklärt mir das Resultat der jüngsten deutschen Geschichte: „Die Menschen haben eben noch nicht die moralische Reife für den Kommunismus.“
Der Unterschied bei Lenin: „Sollten sie aber.“
Ich habe den Verdacht, dass die Verdächtiger der Marxschen Kapitalismusanalyse ihr den Anspruch auf einen bürgerlichen Wahrheitsbegriff unterstellen, dem zufolge es logischerweise kein anderweitiges Hinfort mehr zu geben hätte.
Dabei ist es eine der großen „Schönheiten“ dieser Aufklärung in praktischer Absicht:
„Spannend. Wir werden nicht im Oberseminar, nicht am jüngsten Tage, nicht noch vor der nächsten Wahl...sondern am eigenen Leibe werden wir ihre Richtigkeit oder Falschheit erfahren...“
In eigener Sache:
Ähmm, also mir ist das jetzt schon fast peinlich: ich bin schon wieder mal eben weg.
Diesmal bis zum 1. Oktober in Cornwall.