Mittwoch, 28. Januar 2009

Grabspruch von Guanti bis Gaza

Nach Jahren der Haft
ohne Anklage entlassen
hatten sie ihn endlich soweit.
Er wurde Terrorist.

Ein Prophet, dessen Versprechen
sich selbst erfüllen,
ist ein Gott.

Vernunft ist nichts als Narretei

Unterschreibt jeder Anti-Aufklärer, radikale Skeptiker, Dunkelmann, radikal Gläubige usw. gern und unbesehen.
Was ihm entgeht: im Spiel des Narren steckt erstens jede Menge Vernunft, die sich – wenn es nach den Erziehungsberechtigten geht - von Vernehmen herleitet, und das Vernommene weist meist nicht viel Verstand auf. Und zweitens enthält es zudem so viel Ungesagtes.
Die Maquamen des Al-Hammadhani (gest. 1008 n. Chr.) wissen davon viel Gescheites zu erzählen.
In dieser Reimprosa tritt ein gewisser Abu l - Fath aus Alexandria auf, mal als Bettler, mal als Quacksalber, als brillanter Dichter oder als scheinheiliger Vorbeter, als Händler oder als Irrer. (Man beachte die täuschende Austauschbarkeit der tauschenden Täuscher!)
Der Trickster ist in allen Kulturen – mit Ausnahme der abendländischen - eine den starren Blick der gesellschaftlichen Norm im Lachen weitende Figur des Geistes.

Ishmael sagt: “Wenn die Regentschaft der Narren mehr gilt als die Hinnahmebereitschaft der gescheiten Leute, wird es Zeit, den Eulenspiegel zu mimen.“

Der ganz normale Sprung in der Schüssel

Weil man doch nichts ändern kann,
Braucht man auch nicht drüber zu reden.
Und jetzt sag’ mir, wie ich damit umgehen kann.

Dienstag, 27. Januar 2009

Selbstdenunziation des Ganzen

Niemand lebt für sich allein,
aber gestorben wird regelmäßig für alle.

Das Naheliegende sei ihm fern

Man schalt Ishmael mit Wonne, dass er immerzu über Dinge spreche, die man ja doch nicht ändern könne.
Das verwunderte ihn:
„Sehe und höre ich doch, wie meine Anverwandten und sonstigen Nahestehenden unserer Welt tagtäglich unentwegt nachreden, sie entbehre – weit von jeder schweigenden Zustimmungsfähigkeit! - jeglicher moralischen Qualifikation.
Und?
Ändert das was?“

„Amerika ist ein Freund“....

„Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein.“

Ohne Dialektik denkt man automatisch sehr viel dümmer.
Eine sistierte Dialektik gibt es nur in einer gewaltsam durchgeordneten Welt.
Genau das bedeutet Gleichschaltung.

Montag, 26. Januar 2009

Fernsehen

Lasset uns denen die Augen ausstechen.
Die Göpelwerke anzutreiben, dazu genügen doch Blinde.

Sonntag, 25. Januar 2009

Nuit-nalismus:

Was mir die Nacht der Welt so zuträgt

Obamas Inaugurationsrede enthält das unzweideutige Bekenntnis zum selbstverständlichsten Imperialismus.
Bei den Scobels der matten Scheibenwelt wird daraus ein Gelaber über den Begriff des Führers.

Inauguration
Ich ziehe die Bezeichnung Inauguration der Amtseinführung vor.
Dass hier ein Vogelschauer, Weissager und Seher sein Innings hatte, konnte man den Projektionsflächen seiner Rede unschwer entnehmen.

Perspektivismus

Das feste Haus ist dem Nomaden ein Zeichen von Armut und Krankheit.
Wer hier aufhört zu denken, soll sich begraben lassen. Dann braucht er wenigstens keine Miete mehr zu zahlen.

Rubaiyat

von Omar, dem Zeltmacher,
gewidmet all denen


Die keinen Schritt jemals vom Weg gemacht,
Die nie bis zum Morgen die lange Nacht
Im Suchen nach Wahrheiten durchgewacht,
Und manchen Braven um Leib und Ehr’ gebracht.

Ein anderes:
Als Gott uns geknetet zum Wandeln in Staaten,
Wusst' Er im Voraus unsre strebsamen Taten,
Drum sünd’ gen wir nur wie Gott es wollte,
Und dafür soll’ n in der Hölle wir braten!?

Samstag, 24. Januar 2009

Makame

(= ein kunstvolles Prunkstück an Heischrede eines Bettlers, ursprünglich Abendunterhaltung der Kalifen durch erbauliche Reden geladener frommer Männer)

Aus den Makamen des Hariri (Friedrich Rückerts Übersetzung)

Abu Said, der Bettler göttlicher Abstammung, spricht:

Da blind ist die Mutter der Menschen, die Welt,
Zudrückend ihr Auge vorm Guten geschwind;
So drückt ich vorm Bösen das meinige zu,
Damit seiner Mutter auch gliche das Kind.
Doch hab' ich geschlossenen Auges gesehn,
Daß andere blind mit geöffneten sind.
Die einen verblendet der Haß und der Neid,
Und dich macht die Liebe zum Liebenden blind.
Abu Saids, des fürstlichen Bettlerpoeten Dichterbild:
Den Kummer der Armut, der Dürftigkeit Schutt
Verwenden wir kunstreich zu Dichtungsgebäuen.
Wir locken die Gab' aus geschlossener Hand,
So gut wie aus offner, die Geben mag freuen.
Wir tauschen Geschenk' ein für Täuschung mit Lust,
Daß selbst nicht den Tausch die Getäuschten bereuen.

Ich, Hareth Ben Hemmam, sprach:
O Abu Seid, wie lange
Willst du noch sein die Schlange,
Stets lauernd neuem Fange
Und wechselnd Haut um Haut?

Er aber antwortete ohne Bangen
– und unbefangen:
Mach dir mit Gottes Schutze
Des Pred'gers Wort zu nutze;
Ihm unter die Kapuze
Zu schaun, ist unerlaubt.

So ließ er mich stehn betroffen
– und ging, wo ihm die Welt stand offen

Freitag, 23. Januar 2009

Sadeq Hedayat: Geschichte mit einer Moral

Da war mal ein gewöhnlicher Mann mit Namen Mashdi* Zulfaqar*, der hatte eine gewöhnliche Frau mit Namen Setareh* Chanum.
Zulfaquar war kaum bei der Tür herein, da stürzte Gowhar* Sultan*, seine Mutter, auf ihn zu und fing an, gegen Setareh Chanum zu geifern. Sie sagte:
"Du Schlappschwanz! Kannst richtig stolz auf dich sein, so viele Liebhaber wie deine Frau hat. Und du weißt es auch noch. Zu meiner Zeit da legte eine junge Frau, wenn ein Fremder an ihre Tür klopfte, Kiesel unter ihre Zunge, damit sie sich wie eine Alte anhört. Auch heute noch wird das von der Kanzel gepredigt, aber wer hört da noch zu? Heute Vormittag ging Setareh für eine Handvoll Eis die halbe Straße runter mit nichts als ihrem Unterrock an. Heute Morgen hat sie das Bettzeug von der Dachterrasse runtergeholt. Ich ihr nach und erwische sie dabei, wie sie mit Ali dem Kesselschmied, der gerade auf der Straße drunten vorbeiging, über Gott und die Welt redete. Mein Gott, sie schaut in letzter Zeit ziemlich runtergekommen aus, als käme sie geradewegs aus dem Grab. Ich könnte mir selber in den Hintern treten, dass ich dich nicht mit Ustad* Mash-Allah's Tochter verheiratet habe. Die war der blühende Blumenstrauß. Tausend Fertigkeiten hatte die in jedem einzelnen Finger. Weswegen wohl Setareh so einherstolziert, doch wohl nicht wegen ihres Reichtums oder der Mitgift?! Ich habe mich halb umgebracht, ihr beizubringen, wie man Brotteig macht. Glaubst du, das wäre mir gelungen? Sie vergeudete einen ganzen Mehlsack, das Ganze wurde sauer, und ich musste es wegschmeißen. Ich hab den Teig noch einmal gemacht und in mehrere Laibe geteilt. Ganz gleich, was ich sage, sie antwortet:“ Ich bin hier, um aufzuhübschen, nicht auszubessern...“

Als die Beschwerden seiner Mutter diesen Punkt erreichten, kochte Zulfaqar vor Wut. Außer sich rannte er in das Zimmer und nahm wie gewöhnlich die Peitsche vom Nagel und machte sich daran, die hilflose Setareh durchzuprügeln. Er schlug sie stärker als jemals. Das schlangengleiche schwarze Leder der Peitsche schlängelte sich um ihren Körper und hinterließ gezackte Spuren auf ihrem Arm. Setareh bedeckte sich mit ihrem Gebetsschleier und stöhnte. Da kam keiner, sie zu retten.
Eine halbe Stunde später ging die Tür auf und Gowhar Sultan kam herein und biss ihre Lippen, um vorzugeben, dass ihr das alles nahe ginge. Mit einer hinterhältigen Miene. fasste sie Zulfaqar an der Hand und sagte: "Gott wird das nicht gutheißen. Du tust ja an ihr, als ob du einen Juden erwischt hättest! Warum nur schlägst du sie derartig? Steh auf Setareh, steh auf, meine Liebe; ich habe das Feuer angemacht, geh zum Teigtrog und lass uns das Brot backen. ..."

Setareh holte den Teig unter dem Korb hervor. Als sie in der Nähe des Ofens war, sah sie ihre Schwiegermutter, wie sie sich beim Anblasen der Flammen über das Feuer beugte. Wie das Fatum es wollte, trat sie in den Wassereimer und fiel mitsamt dem Teigtrog auf Gowhar Sultan. Gleich bis zur Hüfte wurde die Schwiegermutter in den Ofen geschoben. Als Setareh eine halbe Stunde später aus ihrer gespielten Ohnmacht erwachte, war die Hälfte von Gowhar Sultan's Leib schon schön knusprig.

Die Moral von dieser Geschichte ist: lasse niemals die Braut und ihre Mutter allein in der Nähe des Ofens.

Glossar:
Mashdi: einer, der nach Mashad zu Imam Reza, dem achten Imam in der Zwölfer-Sharia des shiitischen Islam gepilgert ist. Die billigere Variante des Hadsch.
Zulfaqar: benannt nach dem legendären Schwert („Spalter des Rückgrats“) des muslimischen Helden Hazrat Ali. Dieses Schwert hat eine geteilte Spitze. Vermutlich steht diese Symbolik für die Ambivalenz der klerikalen Macht im Iran der Dreißiger Jahre.
Gowhar: Juwel und Essenz
Sultan: König
Setareh: Stern oder Fatum
Ustad: Meister, Lehrer

Donnerstag, 22. Januar 2009

Einischkeit...ist kollektiv

Der Teppich des Reichen ist geknüpft.
Der des Armen wird von ihm gewebt.

Donnerstag, 1. Januar 2009

"Zu allen Zeiten und in allen Regionen..."

Aufgehetzt von diesen Schlaumeiern bin ich dafür, dass wir uns über die da und dort bereits gefundenen Lösungen kundig machen.
Vorwärts ins Hebraicum und nachgelesen, wie Hammurabi dem Migrationssturm auf seine Wohlstandsinsel begegnete!

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